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Ballhornisirte ABC-Bücher, ABC-Kraut und ABC-Schützen

Alte Lexika sind auf dem Antiquariatsmarkt ja leider meist Ladenhüter. Trotzdem stöbere ich immer wieder gerne in dieses Wissenspeichern von anno dazumal. Die folgenden Definitionen rund um das ABC stammen aus dem „Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk“. Dieses vierbändige Nachschlagewerk aus dem Jahr 1837 ist das erste bebilderte Lexikon aus dem bekannten Lexikonverlag Brockhaus.

A-b-c-bücher oder Fibeln nennt man Bücher, in welchen die Buchstaben und die Anfangsgründe des Lesens enthalten sind. Da man früher nicht einsah, was sich an einem solchen Buche verbessern lasse, so behielten sie über Jahrhunderte hindurch dieselbe Form, die sich selbst bis auf das Bild des an den Beinen gespornten Hahns, auf der letzten Seite, erstreckte.

Eines der schönste ABC-Bücher: Blumengewinde in Vater Rosenfelds Lieblingslaube (1830)
Eines der schönste ABC-Bücher: Blumengewinde in Vater Rosenfelds Lieblingslaube (1830)

Den ersten Schritt zur Verbesserung derselben glaubte der Buchdrucker Ballhorn zu Lübeck um die Mitte des 16. Jahrh. zu thun, als er in der von ihm gedruckten Fibel den Hahn ohne Sporen und neben ihm ein Paar Eier abbildete. Da er dieser Änderung wegen sein A-b-c-buch auf dem Titel ein verbessertes nannte, so heißt noch jetzt ballhonisiren soviel als abgeschmackte Veränderungen vornehmen oder Etwas verschlechtern, anstatt zu verbessern.

Das erste A-b-c-buch mit zweckmäßigen Versen und Bildern, die sich auf die einzelnen Buchstaben beziehen und deren Aussprache erliechtern sollen, gab Weiße, der Verfasser des Kinderfreundes zu Leipzig heraus. Nach ihm lieferten die besten A-b-c-bücher Pestalozzi, Stephani und Krug.

A-b-c-kraut oder A-b-c-daria heißt eine Pflanze auf der Insel Amboina und Ternate, deren Wurzel und Blätter einen sehr scharfen Geschmack haben. Man läßt sie dort die Kinder genießen, um ihre Zunge beweglicher zu machen und ihnen dadurch die Aussprache der arabischen Zischlaute zu erleichtern.

A-b-c-schützen nannten im Mittelalter die sogenannten fahrenden Schüler die kleinern mit ihnen herumziehenden Knaben, welche ihnen durch Betteln undStehlen, was man in der Burschensprache noch jetzt Schießen nennt, den nötigen Lebensunterhalt verschafften.

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