BuecherSammler

Schuh-Werbestar: Feuersalamander Lurchi

In den 1930er Jahren war es für ein Unternehmen schon fast Pflicht, ein Maskottchen zu haben (am besten ein vermenschlichtes Tier) und seine Werbung in Reimform an die Frau, den Mann und das Kind zu bringen. Der Schuhhersteller Salamander mit Sitz in Kornwestheim erfand den Feuersalamander Lurchi, der seit 1937 Werbung für das Unternehmen macht.

„Lurchis Abenteuer“ erschienen als bunte Comic-Hefte, die ursprünglich dazu gedacht waren, den quengelnden Nachwuchs zu beschäftigen, während Mama und Papa in den Salamander-Läden ihre Schuhe aussuchten. Zwischen 1937 und 1939 entstanden nur wenige Heft. Ab 1951 erscheinen die Geschichten um Lurchi regelmäßig. Begleitet wird der gelb-schwarze Salamander von zahlreichen Freunden: Frosch Hopps, Zwerg Piping, Mäuserich Mäusepiep, Igel Igelmann und Unkerich, die Gelbbauchunke. Während der Zeichner der ersten fünf Hefte unbekannt ist, sorgte später Zeichner Heinz Schubel zusammen mit dem Texter Erwin Kühlewein dafür, dass die Lurchi-Hefte bald Kult wurden.

Lurchis Abenteuer 21. Folge (November 1959)
Lurchis Abenteuer 21. Folge (November 1959)

Der Feuersalamander mit den Schuhen schaffte es sogar in die Schulen. In der Nachkriegszeit fehlten Lesefibeln und weil „Lurchis Abenteuer“ in der damals für Schulen vorgeschriebenen Schreibschrift gedruckt waren, lernten viele Kinder mit dem Feuersalamander lesen.

Im Laufe der Zeit wechselten mehrfach die Zeichner, viele ältere Hefte wurden neu aufgelegt und im Jahr 2000 wurde das Design der Hefte und das Aussehen der Lurchi-Figuren sehr stark verändert („modernisiert“). Die Geschichten erschienen in dieser Zeit auch nur noch als Pixi-Bücher. Das kam bei der Lurchi-Fangemeinde nicht gut an, es gab lautstarke Proteste. Reumütig kehrte Salamander schon nach einem Jahr wieder zu den bekannten grünen Heften zurück.

Aus pädagogischen und werbetechnischen Gründen erscheinen die Texte heute in einer einfachen Sprache, nachdem sie viele Jahre lang ausschließlich in Paarreimen geschrieben wurden. Bis heute sind über 150 Hefte in einer Gesamtauflage, die in die Millionen geht, erschienen.

Lurchis Abenteuer führte den Salamander und seine Freunde durch fremde Länder bis in den Weltraum. Und immer sorgten die Salamander-Schuhe, dafür, dass alle Abenteuer glücklcih und erfolgreich ausgingen. Jedes Abenteuer endet mit dem Ausruf „Salamander lebe hoch!“. Seit 1960 wurden die Hefte von Salamander in sieben Sammelbänden zusammengefaßt und vertrieben. Seit 2009 erscheinen Reprints dieser Sammelausgaben bei der Esslinger Verlag J.F. Schreiber GmbH.

Text noch in Reimform - abgehackte Tintenfischarme waren damals noch "politisch korrekt"
Text noch in Reimform – und abgehackte Tintenfischarme waren damals noch „politisch korrekt“

Für Sammler sind aber meist nur die originalen grünen Hefte interessant. Und selbstverständlich sind die Vorkriegsausgaben besonders begehrt. Nachkriegsausgaben sind auch in sehr guter Erhaltung noch sehr preiswert: zwischen 1 und 12 Euro kostet ein Heft (je nach Jahrgang).  Für die Ausgaben aus den 1930er Jahren werden dagegen Liebhaberpreise gezahlt (ab 100 Euro aufwärts) – sofern überhaupt einmal ein Heft auf dem Antiquariatsmarkt auftaucht.

Die ersten beiden Nummern der Neuausgabe 1951 unterscheiden sich kaum von der Vorkriegsauflage. Auf dem Titel und der Rückseite wird auch hier noch Sütterlin-Schrift benutzt, nicht  Schulschreibschrift. Jedes Heft mit Sütterlin-Titel ist ein Vorkriegsheft hieß es lange Zeit fälschlicherweise. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen der alten und der neuen Auflage: Die Vorkriegshefte haben auf dem Titelbild im weißen Kasten hinter „das lustige Salamanderbuch“ einen Punkt, bei Nachkriegshefte fehlt dieser Punkt.

Die Salamander AG hat ihrem Helden Lurchi eine eigene Internet-Seiten spendiert, die auch eine Übersicht aller erschienen Nachkriegshefte enthält.

Lurchi ist sicherlich eine der bekanntesten deutschen Comic-Werbefiguren. Ich werde in einer unregelmäßigen Folge hier noch andere Firmen-Maskottchen vorstellen. Gern nehme ich zu diesem Thema auch Tipps und Anregungen entgegen: im Kommenatrfeld ist dafür viel Platz!