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Ein Bilderbuchklassiker: Die Häschenschule

„Die Häschenschule“ ist mit Sicherheit eines der schönsten und auch heute noch beliebtesten Bilderbücher, in dem Hasen die Hauptrolle spielen.

In dem Buch des Zeichners Fritz Koch-Gotha (1877-1956) und des Texters Albert Sixtus (1892-1956) tummeln sich in einer damals typischen Dorfschule nicht Kinder, sondern vermenschlichte Langohren.

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Die Hasenlehrer bringen ihren Hasenschülern alles bei, was ein junger Hase für sein Leben braucht – welche Pflanzen gibt es und welche sind besonders nahrhaft und lecker:

Nun beginnt die erste Stunde,
Häschen haben Pflanzenkunde.
Eh‘ sie eine Antwort geben,
müssen sie die Pfötchen heben.
Und der Lehrer fragt geschwind,
welche Kräuter eßbar sind.
Hasenhans, der weiß das wohl:
„Am allerbesten schmeckt der Kohl!“

In der nächsten Stunde wird dann im Rahmen des  Faches „Tiergeschichte“ ein weiteres überaus wichtiges Thema unterrichtet. Es geht um des Hasen größten Feind, den Fuchs:

In der nächsten Stunde dann
kommt die Tiergeschichte dran.
Von dem alten Fuchs, dem bösen,
wird erzählt und vorgelesen,
wie er leise, husch, husch, husch,
schleicht durch Wiese, Feld und Busch.
Und die kleine Gretel denkt:
„Wenn er mich nur nicht mal fängt!“

1924 erschien „Die Häschenschule“ zum ersten Mal. Damals begann ein neues Schuljahr immer in der Osterzeit. Dies wurde übrigens erst 1966/67 geändert, indem zwei Kurzschuljahre eingeführt wurden. So war es jedenfalls in Nordrhein-Westfalen, ich habe das als Kind erlebt und hatte so zwei nur 8 Monate dauernde Grundschuljahre (1. und 2. Klasse).

Doch zurück zur Häschenschule. Damals wurden also auch die ABC-Schützen Ostern eingeschult. Und was lag da näher, als ein Buch zum Schulanfang mit einer osterhasen Geschichte zu kombinieren. So hatte man ein Buch, das sich hervorragend als Geschenk für gleich zwei wichtige Anlässe eignete: Ostern und Einschulung. Vielleicht hat ja auch diese Tatsache zum großen Erfolg beigetragen?

Was brauchen junge Hasen noch für Fertigkeiten? Noch dazu Osterhasen? Na klar: sie müssen Ostereier bemalen können:

Seht, wie ihre Augen strahlen,
wenn sie lernen Eier malen!
Jedes Häslein nimmt gewandt
einen Pinsel in die Hand,
färbt die Eier, weiß und rund,
mit den schönsten Farben bunt.
Wer’s nicht kann, der darf auf Erden
nie ein Osterhase werden.

Sonst geht es in der Häschenschule zu, wie auch noch heute in nahezu jeder Schule: das Schönste sind die Pausen. Da wird gespielt, gerannt, gerauft und Schabernack getrieben. Als Bestrafung muß der Übeltäter noch in der Ecke stehen und wird vom Lehrer an seinen langen Ohren gezogen (pfui, das ist ja heute politisch sowas von unkorrekt – trotzdem ist die entsprechende Illustration noch immer in der aktuellen Auflage).

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Seit der ersten Veröffentlichung ist dieses Bilderbuch nahezu ununterbrochen im Buchhandel erhältlich. Millionen Leserinnen und Leser – und bestimmt nicht nur Kinder! – haben sich an den wunderschönen Illustrationen und den Versen erfreut. Die Texte sind geprägt von einer starken romantischen Verklärung. Es schwingt aber auch sanfter Spott mit. Vielleicht erfreut sich das Buch dehalb heute gerade auch bei Erwachsenen großer Beliebtheit.

Weil es diesen Kinderbuch-Klassiker schon so lange und in zahlreichen Auflagen gibt, ist es auch ein beliebtes Teilgebiet von Kinderbuchsammlern. Denn nahezu jede neue Auflage unterscheidet sich in Details von der vorherigen. Es gibt viele verschiedene Einbände und auch wenn Bilder und Texte meist unverändert sind, so ist doch die Gestaltung oft anders.

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Natürlich sind die Erstausgabe sowie alle Vorkriegs- und Kriegsausgaben besonders gesucht. Eine Ausgabe von 1924 mit schwarzem Einband ist heute kaum noch zu finden. Und wenn doch, dann kostet sie in sammelwürdigem Zustand einige hundert Euro.

Nimmt man nun noch alle fremdsprachigen Ausgaben hinzu (es gibt auch mundartliche z.B. auf Sächsisch) und alle Merchandising-Artikel wie Tassen, Spiele, Malbücher und Hasenfiguren, dann ist die Häschenschule ein nahezu unendliches Sammelgebiet.

Übrigens wurden 1944 während des Krieges die Druckunterlagen und Originalzeichnungen zerstört, doch schon kurz nach Kriegsende erschien eine Auflage mit neu gezeichneten Bildern des Illustrators Fritz Koch-Gotha.

Mehr Informationen über die Autoren:
Albert-Sixtus-Archiv
Fritz Koch-Gotha (Bericht des WDR)

Ein Kommentar

  1. Liebe Martina Berg,
    mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag über „Die Häschenschule“ gelesen. In meiner Kindheit (ich bin Jahrgang 1960) war dieser Klassiker in meiner Familie auch sehr präsent. Ich habe kürzlich meine Biografie über meine ersten 20 Lebensjahre geschrieben und gab meinem sieben Jahre älteren Bruder das Manuskript zum Korrektur lesen. Er schickte es mir schließlich zurück und ergänzte es um eine kleine Anekdote. Demnach war ich etwa drei Jahre alt und habe bei Besuch in meinem Elternhaus Erwachsenen aus der Häschenschule „vorgelesen“. Ich konnte den gesamten Text auswendig und ihn den Bildern zuordnen, meine Zuhörerschaft war beeindruckt (so jedenfalls die Aussage meines Bruders). Auf meine Bitte hin hat er die Ausgabe aus dieser Zeit (ich vermute Ende der 1950er-Jahre, meine beiden Brüder sind Jahrgang 1953 und 1955) in unserem Familienfundus gesucht und auch gefunden, das Exemplar liegt jetzt hier in einem sehr guten Zustand neben meinem Computer.
    Ich habe große Freude daran, in den Seiten zu blättern, sich die Illustrationen zu betrachten und ein bisschen wieder Kind zu sein.
    Ich möchte noch anmerken, dass ich in der 1. und 2. Klasse auch zwei Kurzschuljahre erlebt habe, ich wurde in Schleswig-Holstein am 20. April 1966 eingeschult.
    Haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihren Beitrag, der mich wirklich freut.
    Herzlichst
    Ihr Diedrich Meyn

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