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Romantisches Sammelgebiet: Poesiealben und Glanzbilder

Heute gibt es sie kaum noch: die schön gebundenen Poesiealben, die man seinen Freunden anvertraute, damit diese einen Sinnspruch zur Erinnerung hineinschrieben. Verdrängt wurden sie von industriell gefertigten, vordruckähnlichen „Freundesbüchern“. Die dort enthaltenen Fragen wie zum Beispiel „Deine Lieblingsfarbe?“ zu beantworten ist nicht so mühsam, wie die leeren Seiten eines Poesiealbums zu füllen.

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Poesiealben sind Fundgruben sinnreicher Sprüche

So sind die alten Poesiealben wahre Fundgruben sinnhafter, kitschiger und manchmal auch aus heutiger Sicht peinlicher Sprüche wie:

  • „Dem Fröhlichen gehört die Welt, die Sonne und das Himmelszelt.“
  • „Es begleite Dich täglich ein funkelnder Stern, der Glaube, die Liebe, der Segen des Herrn.“
  • „Rosen, Tulpen, Nelken, alle drei verwelken, Stahl und Eisen bricht, aber unsere Freundschaft nicht“.
  • „Vor Dir tanzt in der Sonne der kleinen Mücken Schwarm zum Dank für Lebenswonne ist keins zu klein und arm.“

Darunter stand dann meist noch eine Art Gruß wie „Zur Erinnerung an Deine Mitschülerin“ oder „Zum Andenken an Deine Schulzeit“, der Name des Schreibers und das Datum des Eintrages. Der Spruch stand meist auf dem rechten Blatt des Albums, das linke Blatt wurde in der Regel durch eine oder mehrere aufgeklebte Oblaten verziert. Nicht immer paßte das gewählte Motiv des bunten Bildchens zum gewählten Spruch. Das störte den Eigentümer des Albums aber meist nicht wirklich – Hauptsache, das Bild war möglichst bunt und glänzend.

Glanzbilder gibt es seit Anfang des 19. Jahrhunderts

Richtig in Mode kamen die Glanzbilder während der Biedermeierzeit von etwa 1815 bis 1850. Die Menschen damals fanden die heute häufig als kitschig empfundenen Motive der Oblaten besonders hübsch. Die ersten Glanzbilder erschienen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Diese ersten Exemplare waren noch schwarz-weiß und waren von Hand gefertigt. Auch die kurze Zeit später aufkommenden bunten Glanzbilder waren noch reine Handarbeit.

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Die Erfindung der lithografischen Druckerpressen sorgte zwischen 1865 und 1870 zu einer wahren Glanzbilder-Schwemme. Jetzt konnten Oblaten kostengünstig in großen Stückzahlen produziert werden. Qualitativ besonders hochwertige wurden mit bis zu 26 einzelnen Farben gedruckt. Nach dem Druck erhielten sie vielfach noch eine Prägung oder es wurden Teile ausgestanzt. Besonders beliebt waren glitzernde Bilder, die mit Glasstaub bepinselt wurden.

Sammler suchen einzelne Glanzbilder, ganze Bögen oder Poesiealben

Sammler suchen heute neben einzelnen Glanzbildern besonders ganze Bögen, die aber häufig aus vielen verschiedenen Variationen eines Motivs bestehen. Es gibt Bögen bedruckt mit Engeln, Zwergen, Katzen, Osterhasen, Rosen, Herzen, Kindern, Veilchen und Weihnachtsmännern. Besonders beliebt sind Tiermotive und Blumen. Es gibt schöne Serien mit Hunden, Schmetterlingen, Stiefmütterchen, Vögeln, Märchen und immer wieder Rosen und Engel. Aber auch technische Bilder mit Traktoren, Autos, Eisenbahnen, Schiffen und Baumaschinen gibt es. Scheinbar wollte man auch Jungen das Sammeln von Oblaten schmackhaft machen.

Antike Oblaten sind selten und teuer

Antike Glanzbilder sind meist nur eingeklebt in Poesiealben zu finden oder als einzelne, lose Bilder. Ganze Bögen sind sehr selten und daher auch entsprechend teuer. Eingeklebte Bilder sollte man nicht aus einem Album entfernen. Hier empfiehlt es sich, das Album als ganzes zu erhalten. Gerade durch die Kombination von Oblaten und Sprüchen ist dieses Sammelgebiet besonders reizvoll.

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Und es gibt auch immer noch neue Glanzbilder zu kaufen. Bei den modernen Bildern bietet sich das Sammeln ganzer Bögen an. Allerdings gibt es nur noch wenige Schreibwarengeschäfte, die die bunten Bildchen verkaufen. Aber über das Internet kann man sowohl alte als auch neue Glanzbilder telweise günstig kaufen oder ersteigern. Unter Glanzbilder-Sammlern gibt es auch rege Tauschtätigkeit. Am besten einfach mal googlen.

Heute gibt es nur noch zwei Hersteller von Glanzbildern

In Deutschland stellt nur noch die Papierwarenfabrik Ernst Freihoff (EF) in Coesfeld Glanzbilder her. Weltweit gibt es nur noch in England einen weiteren Produzenten, die Firma MPL – Mamelok Press Ltd.

Sinnvoll ist die Spezialisierung auf eines oder wenige Motivgebiete. Andernfalls droht eine Glanzbilder-Sammlung ganz schnell auszuufern. Oder man sammelt nur Alben oder Oblaten einer speziellen Herstellerfirma. Oder nur solche mit Glitter. Oder nur Bögen. Oder, oder, oder…. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Aufbewahrung einer Oblaten-Sammlung

Zur Aufbewahrung einzelnen Oblaten oder ganzer Bögen bieten sich Klarsichthüllen an, die es in vielen Größen und unterschiedlichen Einteilungen gibt. Schauen Sie sich dazu am besten einmal bei einem großen Büroartikel-Händler um (am besten im Internet). Achten Sie darauf, dass die Hüllen weichmacherfrei sind. Hüllen mit Weichmachern können mit den Oblaten verkleben und sie damit zerstören. Die Hüllen kommen dann in Aktenordner – die sie vielleicht mit einigen Oblaten verzieren?! Fertig ist Ihr Oblaten-Sammler-Archiv.

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Glanzbilder sind eine recht preiswerte Sammel-Leidenschaft

Oblaten zu sammeln ist ein recht preiswertes Vergnügen: neue Bögen gibt es schon ab 1,00 Euro, alte Oblaten je nach Alter, Erhaltungszustand, Motiv und Herstellungsart zwischen 1,00 Euro bis zu 20,00 Euro für besonders gesuchte Stücke. Bei den Poesiealben reicht die Preisspanne erheblich weiter: zwischen 5,00 Euro bis zu einigen hundert Euro ist alles möglich. Einzelne Stücke findet man häufig noch auf Flohmärkten, viel wird aber heute über das Internet gehandelt. Hier stehen natürlich die bekannten Online-Auktionshäuser als Bezugsquellen ganz hoch in der Gunst der Sammler.

Glanzbilder sind derzeit wieder stark im Kommen – viele Großmütter und Mütter kaufen sie, weil sie eine schöne Erinnerung an ihre Kindheit sind. Und schenken sie dann ihren Kindern und Enkeln, von denen einige zu Sammlern dieser liebenswerten Kleingrafiken werden.

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