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Kopisten im Mittelalter – Der menschliche Verlag

Lange vor Erfindung des Buchdrucks, gab es eine viel mühsamere Methode zur Vervielfältigung von Schriftstücken: das manuelle Abschreiben. Menschen, die im Mittelalter ausschließlich diese Aufgabe innehatten, die Kopisten, schrieben bereits verfasste Texte möglichst originalgetreu und ohne Abweichungen ab. Da noch keine technischen Hilfsmittel zur Verfügung standen, erfolgte das Abschreiben von Hand. Kopisten wirkten in Klöstern und Abteien und kopierten daher hauptsächlich kirchliche oder wissenschaftliche Texte.

Kopisten im Mittelalter
Skriptorium: Das A und O

Skriptorien waren Schreibstuben, die sich meist in Klöstern befanden und bereits seit der Spätantike existierten. Skriptorien waren feste Bestandteile eines Klosters und Gründungsstätten der Handschriftenkultur im Mittelalter. In dem Skriptorium wurden besonders im frühen Mittelalter Texte für den Eigenbedarf des Klosters hergestellt oder für Auftraggeber aus dem Adel. Dafür gab es sogenannte Schreibermönche, die eine Textvorlage nicht nur kopierten, sondern die Schriftzeichen so exakt wie möglich abmalten. Die Mönche mussten dafür nicht einmal lesen können, was sie abschrieben, sondern mussten lediglich rein rezeptive Lateinkenntnisse besitzen. Schreibermönche fungierten häufig als Kopisten und Illustratoren in einem und lernten bereits in ihrer Jugend Schriftstücke farbig zu illustrieren sowie eine normierte Schrift mit ordentlicher Linienführung. Diese wurde so perfektioniert, dass die individuelle Handschrift des Mönchs nicht mehr zu erkennen war.

Das Handwerkszeug der Kopisten

Geschrieben wurde mit Tinte und Feder auf Pergament. Das Pergament wurde bis ins 10. Jahrhundert aus Tierhäuten gewonnen, vorzugsweise aus Kalbshaut, die als beste und schönste Haut zum Schreiben galt und vor allem für kostbare die Herstellung kostbarer Manuskriptbücher und Kodizes verwendet wurde. Das Pergament wurde aufwendig bearbeitet, dann beschrieben und anschließend gebunden. Geschrieben wurde mit Dornrindentinte, die am häufigsten verwendete Tintenart des Mittelalters, die sich durch ihre Lichtechtheit und lange Haltbarkeit auszeichnete. Die Tinte wurde aus Dornenzweigen von Schlehen hergestellt und hat daher ihre rotbräunliche Färbung. Der beschriebene Stapel Pergamentblätter wurde aufgeschichtet und mit dem Falz fest an einen Buchrücken oder stabilen Einband gebunden. Die Kodizes waren meist groß und quadratisch und konnten in einzelnen Fällen sogar 40 cm Höhe bzw. eine Seitenzahl von mehr als 1.600 überschreiten.

Die bekanntesten Kodizes des Mittelalters

Zum weltweit bekanntesten Kodex zählt Carmina Burana, eine Sammlung von Lied- und Dramentexten, in mittellateinischer, seltener altfranzösischer, provenzalischer und mittelhochdeutscher Sprache. Sie stammt in etwa aus dem Jahr 1230 und wurde in einer einzigen kompletten Handschrift überliefert. Der wohl berühmteste und umfangreichste deutsche Kodex ist der Codex Manesse oder auch Große Heidelberger Liederhandschrift genannt. Er umfasst ganze oder Teilabschriften von Liedern in mittelhochdeutscher Sprache. Der Kodex ist nicht nur die einzige Quelle des Minnesangs, sondern auch Zeugnis eines hoch entwickelten mittelalterlichen Kopistentums und der Buchmalerei.

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