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Almanache: Zeitzeugen und interessante Sammelobjekte

Ursprünglich war ein Almanach ein Jahrbuch mit Kalendarium und Informationen über astronomische und andere vorausbestimmbare Ereignisse des Jahres. Dazu zählten Märkte, Messen und besondere Festlichkeiten.

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Erstmals tauchte der Begriff 1460 in Deutschland auf. Über seine Herkunft gibt es unterschiedliche Meinungen. Der Duden schreibt dazu:

mittelniederländisch almanag < mittellateinisch almanachus = (astronomisches) Jahrbuch < arabisch al-manāḥ (mit unklarer Bedeutung).

Almanache mit meteorologischen, astronomischen und wirtschaftlichen Hinweisen zu Messen und Märkten erschienen seit dem 16. und 17. Jahrhundert. Sogenannte Musenalmanache mit literarischen Inhalten gibt es seit 1770. Sie entstanden zunächst in Frankreich und bald danach auch in Deutschland. Inhaltlich boten diese Almanache vorwiegend Lyrik, geschmückt waren sie oft mit Kupferstichen. Diese damals sehr beliebten Gedichtbände sind auch heute noch begehrte und teilweise wertvolle Sammelobjekte.

Für all Interessenten an diesem Sammelgebiet empfehle ich das Buch von Maria Gräfin Lanckoronska und Arthur Rümann: Geschichte der deutschen Taschenbücher und Almanache aus der klassisch-romantischen Zeit. München 1954 (oder die Neuauflage von 1985).

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Jahrbücher aus verschiedenen Bereichen wie beispielsweise Mode, Literatur und Politik und dementprechenden Inhalten. Fast immer enthielten diese Almanache auch ein Kalendarium.

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Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten meist literarische Verlage den Almanach als Werbemittel. Die Verlags-Almanache enthalten hauptsächlich Leseproben aus neu erschienenen Büchern und meist ein Verlagsverzeichnis.  Die Verlags-Almanache gehen je nach den Programmen der herausgebeneden Verlage mehr in die literarisch-ästhetische Richtung oder sie sind religiös, weltanschaulich oder auch eher politisch geprägt. Kalendarien sucht man in diesen Druckerzeugnissen oft vergeblich.

Unter den schöngeistigen Verlagen, die über einen längeren Zeitraum Almanache veröffentlichten, sind beispielhaft folgende:

  • Eugen Diederichs
  • S. Fischer
  • Insel Verlag
  • R. Piper
  • Ernst Rowohlt
  • Kurt Wolff
  • Paul Zsolnay Verlag

Besonders die Almanache des Insel-Verlages werden oft gesammelt. Gerade Liebhaber der Insel-Bücherei ergänzen ihre Sammlung von Insel-Bändchen gern um eine Almanach-Kollektion. Erstmals erschienen 1900, gab es dieses Periodikum des Insel-Verlages mit einigen Unterbrechungen bis zum Jahr 2011. Auch hier ist es noch recht einfach und auch nicht teuer, eine komplette Sammlung aufzubauen.

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Gesuchte Sammelobjekte sind auch die Almanache einiger Musikverlage. Die Schriftgiesserei Gebrüder Klingspor aus Offenbach veröffentlichte 1910 und dann von 1920 bis 1940 seine Klingspor-Kalender, die sich durch hervorragende Typografie und gelungene Illustrationen auszeichnen. Trotzdem gibt es diese Kalender noch für relativ wenig Geld auf dem Antiquariatsmarkt.

Beliebt waren früher auch regionale Almanache, die häufig stark in Richtung Jahreskalender gingen. Gerade in den ländlichen Gebieten war solch ein Kalender neben der Bibel meist das einzige Buch im Haus. Oft wurde solch ein Almanach an einem Nagel an die Wand gehängt, um in bei Bedarf schnell zur Hand zu haben. Zahlreiche noch erhaltene Exemplare haben solch ein „Nagelloch“ in der linken oberen Ecke. Denn diese Bücher enthielten neben den Terminen für die Viehmärkte und Volksfeste auch Tipps für Feld und Garten sowie meteorologische Vorhersagen und Bauernregeln.

Ich pflege ja in meinem Antiquariat unter anderem „Lippiaca“ als Spezialgebiet. Es ist erstaunlich, wieviele verschiedene Almanache, Jahrbücher und Kalender allein für das doch recht kleine Land Lippe noch bis in die 1950er Jahre hinein erschienen sind. Eine kleine Titel-Auswahl gefällig? Sehr gerne:

  • Fürstlich Lippischer Kalender
  • Lippischer Dorf-Kalender
  • Lippische Hausbuch
  • Lippischer Kalender
  • Lippischer Landes-Kalender
  • Nationalsozialistischer Heimatkalender für Lippe
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Leider ist es heute etwas aus der Mode gekommen, Almanache herauszugeben. Nur noch vereinzelt findet man Verlage, die diese Tradition weiter pflegen. Umso interessanter ist es, in den alten Bänden zu stöbern und zu lesen.

Wenn Sie jetzt auch auf den Geschmack gekommen sind, dann schauen Sie sich doch einfach einmal ganz unverbindlich in meinen Antiquariat um: hier geht es zu meiner Rubrik Almanache (bitte klicken).

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